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Zum Film

John, selbständiger Fensterputzer in einer Stadt in Nordirland, kümmert sich als alleinerziehender Vater um seinen vierjährigen Sohn Michael. Die Mutter hat die Familie kurz nach Michaels Geburt verlassen, eigene Angehörige hat John nicht mehr. Eine tiefe Liebe verbindet die beiden, ein schier grenzenloses Vertrauen, das keine Worte braucht. Es ist ein einfaches Leben, das sie führen, bestimmt von den täglichen Notwendigkeiten und Ritualen.

Was John seinem Sohn verschweigt: Er ist unheilbar krank, ihm bleiben nur noch wenige Monate. Die will er nutzen, um eine neue, gute, perfekte Familie für Michael zu finden – und ihn gleichzeitig, soweit das möglich ist, vor dem Schmerz des Verlusts zu schützen. Wie kann er seinem Sohn erklären, warum sie jetzt all diese Menschen besuchen? Wie erlebt Michael diese Menschen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen dazu entschieden haben, ein Kind zu adoptieren? Gibt es das, eine perfekte Familie, ein besseres Leben? Ist es das Ehepaar mit der Villa im Grünen? Der Trubel der großen Patchwork-Familie? Welche Verbindung soll dieses neue Leben mit dem wirklichen, jetzigen Leben von John und Michael haben? Und kennt John seinen Sohn gut genug, um zu wissen, welche Entscheidung die richtige ist?

Nach und nach beginnt John zu begreifen, dass er nicht nur eine Entscheidung für die Zukunft treffen muss, sondern eine für die Gegenwart. Dass er Michael vertrauen muss. Dass sie leben, jetzt, in diesem Moment.

«Nowhere Special» ist sieben Jahre nach dem Überrraschungserfolg von "Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit" der neue, auf seine einzigartige, stille Weise tief bewegende Film von Uberto Pasolini. Inspiriert von einer wahren Geschichte, beweist Pasolini einmal mehr seine Meisterschaft, die erzählerischen Mittel so behutsam und gekonnt einzusetzen, dass sie den Blick auf die Menschen freigeben, um die es geht. James Norton, seit langem gehandelt als Bond-Nachfolger von Daniel Craig, und der vierjährige Daniel Lamont spielen Vater und Sohn mit herzzerreißender Nähe und Vertrautheit – und gleichzeitig mit größter Natürlichkeit, ohne forcierte Emotionen, Tränen und Sentimentaltät. Für die fantastische, spektakulär ruhige Bildgestaltung zeichnet der vielfach ausgezeichnete rumänische Kameramann Marius Panduru verantwortlich (zuletzt «Bad Luck Banging or Loosy Porn» – Goldener Bär Berlinale 2021).

Seine Weltpremiere feierte «Nowhere Special» in der Sektion Orrizonti des Festivals von Venedig, wo er mit dem Jurypreis des Premio Bisata d'Oro ausgezeichnet wurde. Es folgten – eingeschränkt durch zahlreiche Festivalabsagen im Zuge der Corona-Pandemie – die Publikumspreise der Festivals von Valladolid, Warschau und Pula, wo «Nowhere Special» auch mit dem Hauptpreis als bester Film ausgezeichnet wurde.

NOWHERE SPECIAL | Film | Vater und Sohn auf Couch

Presse­stimmen

Wunderschön und herzzerreißend. Wunderschön wegen des eleganten Klassizismus, mit dem Pasolini einen Mann und ein Kind inszeniert und filmt; herzzerreißend wegen seiner Geschichte. Aber mehr als die Geschichte selbst ist es die Art, wie Pasolini sie uns erzählt, die den Film so einzigartig macht. Ohne Tränen auf der Leinwand, ohne melodramatische Erpressung: Nur das tägliche Leben eines Vaters mit seinem Sohn.
CORRIERE DELLA SERRA

Ein großartiges Drama, der wohl bewegendste Film des Jahres... Nortons Performance geht über das Übliche weit hinaus, er drückt auf atemberaubend subtile Weise so viel Schmerz und Sehnsucht aus, dass sich dem niemand entziehen kann. Herausragend.
CLAPPER

In Uberto Pasolinis Kino gibt es immer eine soziale Perspektive, auch in «Nowhere Special» versteckt sich eine Wut auf die Verhältnisse. Ein Film, der vom nahenden Ende handelt und von Liebe spricht, mit starkem Realismus und unendlich viel Menschlichkeit. Daniel Lamont spielt mit unglaublicher Intensität und Natürlichkeit, und James Norton ist schlicht überragend.
SENTIERI SELVAGGI

Die zärtliche Geschichte eines Lebens, das endet, und eines Lebens, das beginnt… Wer James Nortons intensive, einfühlsame Performance in diesem Film gesehen hat, wird sich nur schwer einen anderen Schauspieler in dieser Rolle vorstellen können.
SCREEN DAILY

Ein Film, der den Tod zum Anlass nimmt, um über das Leben zu sprechen… «Nowhere Special» ist wie ein eindringliches Flüstern, das unter die Haut geht. Die Blicke zwischen John und dem kleinen Michael sprechen mit einer Beredsamkeit, die einem das Herz zerreißt.
IL FATTO QUOTIDIANO

Die Prämisse des Films legt eine tränenreiche Schmonzette nah, und in anderen Händen wäre er wahrscheinlich so geworden. Aber Pasolini setzt nicht auf die üblichen Strategien der Überwältigung. Statt auf die Tränendrüse zu drücken, entdeckt er Freude und Glück in seiner Geschichte. Es sind die Freude und das Glück eines Vater und seines kleinen Sohns, die zusammen sind, die spazierengehen, die reden, auch wenn sich die dunklen Wolken des nahenden Endes längst abzeichnen.
CINEUROPA

Eine unglaublich starke, charismatische Performance von James Norton, eine Masterclass in Sachen Zurückhaltung.
THE TIMES

«Nowhere Special» vermeidet das Melodram und geht unter die Haut, ohne die Herzen seines Publikums zu schreddern. Es gibt etwas Friedliches, Ermutigendes in diesem Film, und dieses Gefühl hallt lange nach.
INDEPENDENT

«Nowhere Special» ist das, was man oft einen "kleinen Film" nennt. Geben Sie ihm eine Chance. Dieser unfassbar zurückhaltende, stille, herzzerreißende Film wird Sie umhauen.
THE EVENING STANDARD

Seien Sie gewarnt: Sie werden Taschentücher brauchen. Die Geschichte hätte sentimental und kitschig werden können – aber Pasolini erzählt das alles sehr klar, sehr einfach. Da gibt es nichts, was nicht glaubwürdig und wahrhaftig wäre. Holen Sie die Taschentücher raus.
SPECTATOR

Mit der gleichen menschlichen Wärme, poetischen Sensibilität und emotionalen Klarheit wie schon «Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit»… Es ist unmöglich, sich dem stillen Sog von "Nowhere Special" zu entziehen."
CINEMATOGRAFO

Ein herzzerreißendes Drama, meisterhaft erzählt, einfühlsam und unglaublich bewegend… Das Thema des Verlusts, die Kostbarkeit der gemeinsamen Zeit von Vater und Sohn: Pasolini behandelt seine Themen auf eine unglaublich schöne Weise und mit größtmöglicher Komplexität. Wenn der Abspann läuft, werden Sie in Tränen aufgelöst sein, in einer einzigartigen Mischung aus Traurigkeit und Getröstet-Sein, die noch die kältesten Herzen zum Schmelzen bringt.
THE UPCOMING

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NOWHERE SPECIAL | Film | Geburtstagskuchen

Produktions­notizen

EINE LIEBESGESCHICHTE

Es war eine kleine Meldung im Daily Mirror, die 2017 den Anstoß zu "Nowhere Special" gab: Ein krebskranker Vater, alleinerziehend, der seine letzten Monate der Aufgabe widmet, eine Adoptivfamilie für seinen vierjährigen Sohn zu finden. "Für mich geht es im Kino darum, ein bisschen mehr von der Welt zu verstehen, vor allem über Dinge, die sehr verschieden von meinem privilegierten Leben sind", sagt Uberto Pasolini. "Ich konnte mir nicht vorstellen, was es bedeutet, mit einer solchen Situation konfrontiert zu sein und damit umzugehen, vor allem, wenn das Kind noch so klein ist. Wie würde das Leben aussehen, das ein Vater oder eine Mutter in einer solchen Lage für ihr Kind planen würden? Welche Art von Adoptiveltern, welche Art von neuem Zuhause würde am besten für ihr Kind sein? Ist es überhaupt möglich, das zu wissen?"

Das Nachdenken über diese Situation löste bei Uberto Pasolini, selbst Vater dreier inzwischen erwachsener Töchter, eine Reihe weiterer Fragen aus. "Ich dachte darüber nach, was Elternschaft bedeutet, und ob es so etwas wie eine perfekte Familie gibt. Wie kommunizieren Eltern mit kleinen Kindern, welche Verbindung entsteht? Wie lebt man seine Elternschaft in so schwierigen Umständen? Welche Erinnerungen, welches innere Erbe will man seinem Kind mitgeben? Für mich war diese Geschichte von Anfang an vor allem eine Liebesgeschichte."

RECHERCHE

Uberto Pasolini versuchte über die beteiligten Sozialdienste, mehr über den im Zeitungsartikel geschilderten Fall zu erfahren, was jedoch aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht möglich war. Also begann er selbst zu recherchieren, besuchte Sozialdienste, Jugendämter und Vermittlungsagenturen, traf sich mit Adoptiv- und Pflegeeltern. Dann schrieb er, ausgehend vom faktischen Gerüst des Zeitungsartikels, das Drehbuch, seine Geschichte von John und Michael.

"Natürlich ist diese Situation sehr besonders", sagt Uberto Pasolini. "Die leiblichen Eltern sind normalerweise nicht involviert, wenn es um Adoption oder Pflegefamilien geht. In unserer Geschichte ist John Teil des Prozesses, aber er weiß, dass er bald sterben wird. Die Verantwortung für diese Entscheidung liegt vor allem bei ihm. Das ist eine sehr ungewöhnliche und sehr schwierige Situation, und ich hoffe, die Reise dieses Films lässt das spürbar werden. Ich habe das so gesehen, dass er anfangs ein klares Bild von dem hat, was er für seinen Sohn sucht. Und nach und nach erkennt er, dass das vielleicht nicht das ist, was wirklich gut für Michael wäre."

TONALITÄT

Von Anfang an war Pasolini klar, dass er die dramatische Situation, in der sich seine Protagonisten befinden, nicht zusätzlich überhöhen wollte. "Ich wollte die Geschichte leise angehen, möglichst weit weg von Melodrama und Sentimentalität – wie in den Filmen von Yasujirō Ozu oder den Brüdern Dardenne. Diese Herangehensweise sollte im Stil sichtbar sein, direkt und unverschnörkelt, mit einer flüssigen, unaufdringlichen Kameraführung, die auch die Perspektive des Kindes widerspiegeln sollte." Für die Bildgestaltung konnte Pasolini den vielfach preisegekrönten rumänischen Kameramann Marius Panduru gewinnen, vor allem bekannt durch seine Arbeit mit Corneliu Porumboiu, Florin Serban und Radu Jude.

In seiner Erzählweise greift der Film auf, was John widerfährt: "Das geschieht alles sehr leise, sehr ruhig, sehr beobachtend – kein Melodrama, keine großen Szenen mit Schreien, Weinen, Wut, Verzweiflung", sagt Uberto Pasolini. "Vielleicht in der Art, wie gute Eltern ihrem Kind vielleicht helfen würden, nach und nach in die Situation hineinzuwachsen und sie zu akzeptieren. Wir haben uns der Geschichte in der gleichen Weise genähert, wie der Vater versucht, das Schlimmste oder die schmerzhaftesten Gefühle von seinem Kind fernzuhalten. Es ist eine traurige Geschichte, aber sie sollte nicht deprimierend sein. Wir haben eine bestimmte Leichtigkeit im Ton gesucht."

PERSPEKTIVE

Eine Herausforderung des Drehbuchs lag darin, die Perspektiven von Vater und Sohn zu berücksichtigen. "Wir haben zwei Protagonisten in dieser Geschichte", sagt Uberto Pasolini. "Wir gehen in die Geschichte aus der Perspektive des Vaters, aber das verändert sich. Am Anfang geht es darum, wie der Vater mit der Situation umgeht, wie er das, was geschieht, vor seinem Sohn verbirgt. Es ist eine Reise hin zu einem besseren Verständnis davon, was seine Verantwortung gegenüber seinem Sohn ist, zur Vorbereitung auf eine andere Zukunft." Fast unmerklich erweitert der Film seine Perspektive um die Michaels, ähnlich wie sich die Verbindung zwischen Vater und Sohn entwickelt und verändert. Am Ende ist es Michael, der seinen Vater fürsorglich zudeckt, ihm ein Glas Wasser bringt oder ihn über die Straße führt. "Ein vierjähriges Kind versteht nicht rational, was da passiert, aber es fühlt die Dinge", sagt Pasolini. "Und die Liebe und die Verbindung zwischen diesem jungen Mann und diesem kleinen Jungen ist so stark, dass sich ihre Gefühle verbinden. Da ist Dialog, auch wenn keiner spricht."

Seinen Film beschreibt Pasolini als Momentaufnahme einiger Wochen im Leben von John und Michael. "Der Film beginnt nicht damit, dass John beim Arzt sitzt und erfährt, dass er nur noch fünf Monate zu leben hat, und er endet nicht mit seinem Tod oder seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Es ist, als würde man zufällig Menschen treffen und nach und nach mehr über sie herausfinden. Man folgt ihnen eine Weile in ihrem Leben, und dann verlässt man sie wieder. Es gibt natürlich einen Bogen im Film – einen Bogen in der Entwicklung der Protagonisten, einen emotionalen Bogen –, aber der Plot steht nicht im Vordergrund. Wir folgen mehr Gefühlen als Ereignissen."

JAMES NORTON

James Norton war Pasolinis erste Wahl für die Rolle des Vaters. "Ich habe seine Arbeit über lange Zeit intensiv verfolgt", sagt er. "Ich liebe seine Fähigkeit, in seinen Figuren zu verschwinden, vom russischen Prinzen in «Krieg und Frieden« bis zum Psychopathen in «Happy Valley«. Seine emotionale Intensität ist wunderbar. Ich wollte einen Schauspieler, der an der Oberfläche stark und männlich wirkt, dessen Leben aber überhaupt nicht das eines Machos ist: John hat sein Leben vollständig auf sein Kind ausgerichtet. Als ich ihm sagte, dass ich einen ruhigen Zugang zu der Geschichte wollte, hat er das sofort verstanden. Und es ist ihm etwas gelungen, was sehr schwierig ist: Mit wenig viel zu machen, Gefühle ohne Performance auszudrücken."

NOWHERE SPECIAL | Film | James Norton

"Das Drehbuch ging mit unglaublich nahe", erzählt James Norton. "Ich erinnere mich nicht, jemals so ein Buch gelesen zu haben. Obwohl es so zurückhaltend, so einfach geschrieben war, musste ich am Ende weinen. Und wenn das passiert, weißt du, dass du diesen Film machen musst. Ich wusste, es gab hier etwas sehr Besonderes. Es ging dabei nicht nur darum, dass der Film von jemand handelte, der sterben wird – es gab gleichzeitig etwas Ermutigendes in der Liebesgeschichte zwischen diesem Vater und seinem Sohn."

Norton bereitete sich intensiv auf seine Rolle vor, las viel über Adoption, Pflegefamilien und den Verlust von nahen Angehörigen, erlernte den Belfaster Akzent und ging bei einem professionellen Fensterputzer in die Lehre. "Uberto war es sehr wichtig, dass ich in meinem Handwerk authentisch aussehe. Er gab mir das ganze Fensterputz-Set mit nach Hause, um zu üben. Ich denke, die Nachbarn in meiner Straße waren ziemlich überrascht, als ich ihnen ständig angeboten habe, ihre Fenster gratis zu putzen."

DANIEL LAMONT

Spätestens beim Casting wurde Uberto Pasolini bewusst, auf was für ein Wagnis er sich bei «Nowhere Special« eingelassen hatte. "Ich hatte das Buch geschrieben, ohne an mögliche Probleme in der Inszenierung zu denken", sagt Pasolini. "Situationen, Dialoge, das Drehbuch: alles war geschrieben, um mit professionellen Schauspielern zu arbeiten. Aber als das Buch fertig war, habe ich mich als Regisseur gefragt, wie um alles in der Welt ich das machen würde. Wie bringt man einen Vierjährigen dazu, jeden Tag ans Set zu kommen, über 31 Tage, und das zu machen, was ich von ihm will?"

Uberto Pasolini wollte unbedingt ein Kind für die Rolle besetzen, das das richtige Alter und noch keinerlei Filmerfahrung hatte. Gemeinsam mit der Casterin Carla Stronge in Belfast sah er sich mehr als hundert Kandidaten an. Daniel Lamont war der sechste davon. "Danach war es für die anderen schwierig", sagt Pasolini. "Sie hätten besser sein müssen als Daniel, aber niemand war besser als er. Mit ihm umzugehen, war sehr einfach, die Kamera hat ihn überhaupt nicht beeindruckt, er war verspielt, bezaubernd, sehr süß. Und er hatte die wunderbare Eigenschaft, sehr aufmerksam zuzuhören, als wir mit ihm arbeiteten. Wir waren sehr glücklich, dass wir ihn gefunden hatten. Auch seine Eltern haben sehr geholfen. Sie lasen das Drehbuch und mochten es. Wir erklärten ihnen sehr genau, was es bedeutet, einen Film zu machen, was die Regeln und Bestimmungen sind, und sie kamen mit an Bord. Wir hatten, offen gestanden, ein unglaubliches Glück."

EIN HERZ UND EINE SEELE

Der entscheidende Aspekt in «Nowhere Special» ist die große Liebe zwischen Vater und Sohn, ihr Vertrauen, ihr wortloses Verstehen. "Der wichtigste Teil der Vorbereitung war für mich, Daniel kennenzulernen und eine wirkliche Beziehung zu ihm aufzubauen", sagt James Norton. "Und das bedeutete vor allem, viel zu spielen und Spaß zu haben. Am Ende sind Schauspieler auch nur große Kinder, wir verkleiden uns und werden dafür bezahlt, jemanden vorzustellen, der wir nicht sind."

Tatsächlich wurden James Norton und Daniel schon in der Vorbereitung ein Herz und eine Seele – auch heute, mehr als zwei Jahre nach den Dreharbeiten, sehen sie sich immer noch regelmäßig. Für Uberto Pasolini war das der Schlüsselpunkt in der Arbeit: "Daniel wurde immer mehr zum professionellen Schauspieler. Er verstand irgendwann sehr klar den Unterschied zwischen seiner Person, Daniel, und der Rolle, die er spielte, Michael. Wenn wir nicht drehten, rannte er am Set herum und hatte Spaß. Und in dem Moment, als wir "Action!" riefen, wurde er zu dem ernsten, stillen Kind, das ich im Drehbuch geschrieben hatte. Das hatte viel damit zu tun, dass er gerne mit uns war. Und das hatte vor allem damit zu tun, dass er und James Norton eine wirkliche, wahre Freundschaft aufgebaut hatten. James hat ihm vorgemacht, wie das Arbeiten im Film funktioniert. Die beiden waren die Freunde, das Team, und ich war der Boss. Der kleine Daniel sah den erwachsenen James, der meinen Anweisungen folgte, und er folgte diesem Beispiel."

NOWHERE SPECIAL | Film | James Norton, Daniel Lamont und Uberto Pasolini

In der Vorbereitung des Films hatte sich Uberto Pasolini viel mit Filmemachern unterhalten, die mit Kindern gedreht hatten. Viele rieten ihm, nur kleine Ausschnitte mit seinem vierjährigen Protagonisten zu drehen und die Figur dann anschließend im Schnitt aus kleinen Teilen zusammenzubauen. Aber das passte weder zu Pasolinis Arbeitsweise mit Schauspielern noch zur szenischen Auflösung, die viel mit langen, ungeschnittenen Einstellungen arbeitete. Er entschied sich deshalb für einen anderen Weg, nämlich Daniel in die Gesamtszene einzubeziehen, viel zu erklären und auf das Zusammenspiel mit James Norton zu setzen. "So waren wir in der Lage, die meisten der wichtigen Szenen mit Vater und Sohn in langen Shots zu drehen, in Echtzeit. Es war ein wirkliches Wunder."

"Was diese Arbeit so besonders gemacht hat", sagt James Norton, "ist der Umstand, dass ich in Echtzeit mit diesem kleinen Jungen war und versucht habe, ihm den Tod zu erklären – sowohl Michael als auch Daniel selbst. Was ich von ihm zurückbekommen habe, war pure Authentizität. Man hofft immer, dass das, was man seinem Spielpartner zurückbekommt, wirklich und wahrhaftig ist. Aber jetzt war da dieser vierjährige Junge, der mich mit seinen großen Augen anschaute und fragte: Was ist Tod? Auf eine verrückte Weise machte das meinen Job ganz einfach, die Verbindung war da und sie war echt."

CARPE DIEM

"Ich mag es, eher Menschen auf der Leinwand zu sehen als Figuren", sagt Uberto Pasolini. "Deshalb muss ich mit Schauspielern arbeiten, die uns vergessen machen können, dass sie Schauspieler sind. Unsere Geschichte hätte mit sehr Drama erzählt werden können, forcierten Emotionen, großen Close-Ups und Tränen. Aber ich dachte, dass wir genau das Gegenteil machen sollten, mit einem sehr zurückgenommenen, sehr zarten Ansatz, auch im Schauspiel. Je dramatischer die Situation, desto geringer die Lautstärke, die ich will. Je leiser es ist, desto näher kommt man dem Sprecher, desto tiefer gehen einem die Dinge unter die Haut."

James Norton war von Beginn an von diesem Ansatz überzeugt, auch wenn es ihn vor einige Herausforderungen stellte: "Die Vorgabe, die ich von den meisten Regisseuren bekomme, ist: Gib' mir noch ein bisschen mehr!", sagt er. "Weil mir mein Instinkt als Schauspieler eigentlich sagt, weniger zu machen. Aber hier war das, worum es ging, so bewegend, dass ich Uberto in jeder Szene das liefern wollte, was man die "Schauspieler-Version" nennt: Die Seele aus dem Leib spielen, die große Performance. Und jedesmal sagte er: Nein, das brauchen wir nicht. Und es gab einige Szenen, in denen ich permanent mit den Tränen gekämpft habe, vor allem am Ende, wenn ich Michael erkläre, was mit John passiert. Wir drehten dieses Szene immer wieder, weil Uberto sagte: Wir brauchen einen Take, in dem du nicht weinst, weil du deinen Sohn beschützen willst."

Die Herausforderung lag darin, die Dramatik und Tragik der Geschichte im Alltäglichen aufgehen zu lassen. Der Tod rückt näher, und dennoch muss gebügelt werden – und in dieser alltäglichen, banalen Verrichtung mussten der Schmerz des Vaters ebenso aufscheinen wie seine Entschlossenheit, stark gegenüber seinem Kind zu sein. James Norton erzählt, dass ihm Uberto Pasolini am ersten Drehtag einen schweren, schwarzen Stein gegeben habe, den er die ganze Zeit über in der Hosentasche mit sich tragen sollte – als physisch greifbares Symbol für den Tod. "Er sagte mir, dass dies kein Film über den Tod sei, sondern über das Leben, über Familie, über die Liebe zwischen diesem Vater und seinem Sohn. Aber dass er wolle, dass der Tod in jeder Szene präsent sei. Daran hat mich der schwarze Stein in meiner Tasche erinnert. Vielleicht geht es in diesem Film vor allem darum: Die wunderbaren Momente zu schätzen, die wir mit unseren Liebsten erleben."

Credits

NOWHERE SPECIAL

James Norton, Daniel Lamont, Eileen O'Higgins

NOWHERE SPECIAL
Ein Film von Uberto Pasolini

Buch und Regie … Uberto Pasolini
Casting … Carla Stronge
Musik … Andrew Simon Mcallister
Bildgestaltung … Marius Panduru RSC
Editor:innen … Masahiro Hirakubo, Saska Simpson
Production Designer … Patrick Creighton
Kostümbild … Maggie Donnelly
Maskenbild … Polly Mckay
Koproduzent:innen … Ceri Hughes, Chris Martin, Vlad Rădulescu
Produzent … Uberto Pasolini
Produzenten … Roberto Sessa Cristian Nicolescu

Produktion … Red Wave Film, Picomedia Digital Cube und NSL mit Rai Cinema
Mit der Unterstützung von Eurimages, The Romanian Film Centre und Northern Ireland Screen

Im Verleih der Piffl Medien
Verleih gefördert von Creative Europe Programme – Media und Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg

UK, IT, RO 2020, 96 min., 1:1,85, DCP, Dolby Digital

Film - co-founded by CREATIVE EUROPE PROGRAMME – MEDIA

NOWHERE SPECIAL | EIN FILM VON UBERTO PASOLINI